Thrombosephrophylaxe bei ambulanten Covid-19 Patienten
Die Behandlung von ambulanten Covid-19 Patienten und Patientinnen mit Heparin zeigt keinen Einfluss auf Hospitalisierungen und Sterblichkeitsrate
Eine Covid-19 Infektion bringt ein erhöhtes Risiko für arterielle und venöse Thrombosen mit sich, welche häufig Ursache für einen schwereren Krankheitsverlauf sind. Patienten und Patientinnen bekommen deshalb standardmässig Gerinnungshemmer verabreicht, jedoch ausschliesslich bei einer stationären Behandlung. Dies war die Ausgangslage für die Studie OVID des Forschungsteams von Stefano Barco und Nils Kucher der Klinik für Angiologie vom Universitätsspital Zürich. Untersucht wurde, ob auch eine prophylaktische Verabreichung von Heparin eine positive Auswirkung haben und bei ambulanten Covid-19 Infizierten die Hospitalisierungs- sowie Sterberate senken kann.
Die Studie wurde in acht Spitälern in der Schweiz und Deutschland durchgeführt. Die Haupteinschlusskriterien waren ein Alter über 50 Jahre sowie entweder respiratorische Symptome oder eine Körpertemperatur über 37,5 Grad Celsius im Rahmen einer akuten COVID-19-Krankheit, sowie keine Indikation zur weiteren stationären Behandlung. Das Thrombosemittel Heparin hat entzündungshemmende und antithrombotische Wirkung. Der Hälfte der Probandinnen und Probanden wurde während 2 Wochen täglich eine Dosis Enoxaparin, ein niedermolekulares Heparin, injiziert, während bei der Kontrollgruppe auf antithrombotische Medikamente verzichtet wurde. Die Studie umfasste 472 Personen und wurde über 1,5 Jahre durchgeführt.
Da sich deren zugrunde liegende Hypothese nicht bewahrheitete, wurde der Versuch vorzeitig beendet. Innerhalb von 30 Tages nach Einschluss in die Studie war in Bezug auf das Vorkommen von Hospitalisierung und Sterberate keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen auszumachen. Obwohl bei der Gruppe welche mit Heparin behandelt wurde weniger Lungenembolien zu beobachten waren, blieb diese Korrelation aufgrund der relativ geringen Stichprobe insignifikant.
Die Studie richtete sich zwar auf die ältere Generation aus, es waren jedoch nur wenige über 70-jährige Personen dabei. Deshalb sollten die Ergebnisse mit Vorsicht auf diese Altersgruppe angewandt werden, und mehr auf Personen zwischen 50 und 70 Jahren übertragen werden. Für die ältere Bevölkerung muss weiter Forschung betrieben werden, bevor ein positiver Effekt von Heparin ausgeschlossen werden kann. OVID stellt die erste und bisher grösste Studie dar, welche die Thromboseprophylaxe bei ambulanten Covid-19 Patientinnen und Patienten untersuchte. Zudem erstellen sie eine gepoolte Analyse der OVID Studie mit einer ähnlich gelagerten Studie (die «Early Thromboprophylaxis in COVID-19-ETHIC» Studie) aus London (GB).
Diese Ergebnisse sind für zukünftige Leitlinien relevant, nämlich dass eine routinemäßige Thrombopropaphylaxe bei ambulanten Patienten mit symptomatischer COVID-19 nicht erforderlich ist.