Einfluss der Risikowahrnehmung auf das Reiseverhalten
Die globale Mobilität und die Zunahme der Tourismusströme sind ein treibender Faktor für das Auftreten und die Ausbreitung von Pandemien. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Ungewissheit über das Wiederauftreten einer Pandemie sollte sicheres Reisen erleichtert werden.
Hintergrund
Um die Reiseabsicht der Schweizer Bevölkerung während der Covid-19-Pandemie und die Akzeptanz von Reisemassnahmen zu erklären, wurde die Theory of Planned Behavior mit dem Health-Belief Model kombiniert, um die wichtigsten Einflussfaktoren auf das (präventive) Gesundheitsverhalten bei Reisen während der Covid-19-Pandemie zu ermitteln.
Ziel
Auf der Grundlage des theoretischen Modells sollte die Reiseabsicht während der Covid-19-Pandemie sowie die Akzeptanz von Massnahmen durch die Schweizer Wohnbevölkerung auf Reisen erklärt werden. Ein weiteres Ziel war, auf der Grundlage der wichtigsten Einflussfaktoren Interventionsstrategien zu entwickeln und Tourismusanbietern und Gesundheitsbehörden ein Instrumentarium für die Entwicklung zielgruppenspezifischer Interventionen an die Hand zu geben, um sicheres Reisen zu ermöglichen.
Resultate
In Bezug auf die Reiseabsicht während der Pandemie wurde festgestellt, dass die wichtigste Variable zur Vermeidung von Reisen die wahrgenommene Anfälligkeit für das Coronavirus auf Reisen ist. Je höher diese ist, desto geringer ist die Reiseabsicht. Die zweitwichtigste Variable ist der wahrgenommene Nutzen von nicht-pharmazeutischen Interventionen (NPI) auf Reisen. Je höher die wahrgenommene Wirksamkeit von NPI bei der Eindämmung von Covid-19 auf Reisen ist, desto höher ist die Absicht, während der Pandemie zu reisen. Eine weitere wichtige Variable ist das Risikoverhalten in der Freizeit. Je risikofreudiger das Freizeitverhalten, desto grösser die Bereitschaft, während der Pandemie zu reisen.
Die wichtigste Variable zur Erklärung der Akzeptanz von Massnahmen ist der wahrgenommene Schweregrad eines Krankheitsverlaufs mit Covid-19. Je höher dieser ist, desto höher ist die Akzeptanz von Massnahmen auf Reisen. Ausserdem zeigen ältere Menschen eine höhere Akzeptanz von Reisemassnahmen als jüngere Menschen. Die drittwichtigste Variable zur Erklärung der Akzeptanz von Reisemassnahmen ist die Einstellung gegenüber NPI. Je positiver die Einstellung zu NPI auf Reisen ist, desto höher ist die Akzeptanz von Massnahmen auf Reisen.
Hinsichtlich der spezifisch getesteten Massnahmen (Impfpass, Hygienemasken, Reisewarnungen, Schnelltests, FFP2-Masken, PCR-Tests, 10- und 14-Tage-Test) wurde eine positive Einstellung zu all diesen Massnahmen festgestellt. Ausserdem werden alle Massnahmen als gleichermassen wirksam bei der Eindämmung von Covid-19 empfunden. Unter den getesteten Massnahmen ist die Hygienemaske besonders erwähnenswert. Im Vergleich zu allen anderen Massnahmen zeigt die Hygienemaske die positivste Einstellung sowie die höchste Unterstützung durch nahestehende Personen. Auch die Verhaltenskontrolle zum korrekten Tragen der Maske ist stark ausgeprägt und die Reiseabsicht ist bei dieser Massnahme am höchsten.
Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Pandemie
Aus den Erkenntnissen können Destinationsmanagerinnen, Touristiker und Gesundheitsbehörden zielgruppenspezifische Interventionen ableiten, um einerseits sicheres Reisen zu ermöglichen und andererseits die Akzeptanz von Schutzmassnahmen sowohl allgemein als auch bei den Einheimischen zu erhöhen. Auf diese Weise kann die psychologische Widerstandsfähigkeit gestärkt und wirtschaftlicher Schaden im Falle eines Ausbruchs der Pandemie abgewendet werden.
Originaltitel
Risikowahrnehmung und Reiseverhalten: Wie lassen sich bei übertragbaren Krankheiten Pandemien mit nicht-medikamentösen Mitteln eindämmen?Covid-Toolbox