Zelluläre Immunität gegen SARS-CoV-2

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Wir haben die Immunantwort auf SARS-CoV-2-Spike (S) und Nukleoprotein (N) sowie auf Autoantigene der Multiplen Sklerose (MS) nach Infektion, beim Long-Covid-Syndrom und nach Impfung untersucht. Ein Schwerpunkt lag auf der Autoimmunität, die durch eine Infektion oder Impfung ausgelöst wird.

  • Hintergrund

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    Neben den Infektionen der oberen Atemwege wurde nach einer Infektion ein breites Spektrum von Organmanifestationen unterschiedlichen Schweregrades beobachtet. Ausgehend von prädisponierenden Faktoren wie Alter, Begleiterkrankungen, genetischen Faktoren sowie Umweltexpositionen wurden Pathomechanismen vermutet, darunter die Schädigung von Zellen und Geweben durch die Virusinfektion, indirekte Auswirkungen durch Immunreaktionen mit ähnlichen Ergebnissen und die Auslösung von Autoimmunreaktionen.

  • Ziel

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    Wir untersuchten Phänotyp und Antigenspezifität von SARS-CoV-2-spezifischen T-Zellen nach Infektion, Impfung und bei Long-Covid und die Induktion von Autoreaktivität gegen Autoantigene des Zentralnervensystems/MS bei Long Covid nach Infektion und Impfung. Dazu gehörten die Suche nach kreuzreaktiven Autoantigenen für SARS-CoV-2 S- oder N-Antigen-spezifische T-Zellklone sowie ein Behandlungsversuch mit Paraprobiotika bei Personen mit Long Covid.

  • Resultate

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    Die natürliche Infektion und die mRNA-Impfung induzieren bei allen untersuchten Personen robuste T-Zell-Antworten gegen SARS-CoV-2 S- (Infektion und Impfung) und N-Protein (Infektion). Bei Patientinnen und Patienten mit Long Covid zeigen mehr als 50 % eine Reaktivität gegen MS-Autoantigene in einem Ausmass, das mit dem vergleichbar ist, das wir bei MS-Patientinnen und Patienten beobachten. Eine weitere Charakterisierung der erworbenen Immunzellen sowie die Untersuchung von klinischen, neurokognitiven, Müdigkeits-, autonomen Nervensystem-Funktions- und Lebensqualitätsparametern im Zusammenhang mit den immunologischen Befunden stehen noch aus.

    Zwei Geimpfte, die nach der Impfung MS entwickelten, wurden untersucht. Wir konnten durch die Untersuchung von S-Antigen-spezifischen T-Zellen aus dem peripheren Blut und von T-Zellen aus dem Liquor zeigen, dass die S-Ag-Impfung in der Lage ist, kreuzreaktive CD4+ T-Zellen zu induzieren, die MS-Autoantigene erkennen. Der Nachweis der molekularen Mimikry auf der Ebene einzelner T-Zell-Klone deutet darauf hin, dass die S-Ag-spezifische T-Zell-Reaktion bei prädisponierten Personen eine ZNS-Autoimmunerkrankung auslösen kann. Epidemiologische Daten deuten darauf hin, dass solche Ereignisse sehr selten sind und eher nach einer Infektion auftreten.

    Wir untersuchten klinische Parameter, neurokognitive Defizite, Müdigkeit und Lebensqualität sowie Immunparameter, einschliesslich Veränderungen des Immunsystems bei einer kleinen Gruppe von Personen mit Long Covid vor und nach einmonatiger Verabreichung von Paraprobiotika, für die zuvor immunmodulatorische Wirkungen nachgewiesen worden waren. Die vorläufigen Daten deuten darauf hin, dass mehrere der Parameter positiv verändert sind, jedoch bevorzugt bei jungen Personen.

    Einzelne T-Zell-Klone aus dem Liquor der Geimpften werden derzeit mit einem unvoreingenommenen Antigenentdeckungsansatz auf Kreuzreaktivität gegen menschliche, bakterielle und virale Ziele untersucht.

  • Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Pandemie

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    Unsere Ergebnisse zeigen, dass sowohl die Infektion als auch die Impfung zu robusten T-Zell-Reaktionen gegen SARS-CoV-2 S- und N-Ag führen. Patientinnen und Patienten mit Long Covid scheinen kreuzreaktive Immunantworten gegen ZNS-Autoantigene zu entwickeln. Es wird wichtig sein, diesen Aspekt besser zu verstehen, zumal zwei Geimpfte MS entwickelt haben. Paraprobiotika, Probiotika und antigenspezifische Tolerierung sollten als Behandlungsansätze für Long Covid eingehender untersucht werden.

  • Originaltitel

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    Schützende und pathogene T-Zell-Immunität im Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion